Im Juni dieses Jahres (2016) war ich mit einem Stand auf der Whisky-Harz in Ilsenburg. Neben dem Harris Gin hatte ich auch Einzelfassabfüllungen von Hunter Laing dabei. Während meines Aufenthalts in Glasgow im August 2016 habe ich die Gelegenheit genutzt und einen Termin mit Reto Stöckli, Marketing Manager von Hunter Laing vereinbart. Im Arbeitszimmer – das heißt der Raum mit Kostproben aller Abfüllung von Hunter Laing (siehe Bild) – habe ich mit ihm unter dem Genuss eines Gläschen Caperdonich und Port Ellen über Hunter Laing unterhalten. Teile des Gesprächs habe ich hier als Gedächtnisprotokoll wieder gegeben.
Der gebürtiger Schweizer ist zufällig in des Whiskygeschäft hinein gerutscht. Als Freund der Familie Laing hatte man ihm vor Jahren gefragt ob er sich vorstellen kann die Whisky’s der Familie Laing in der Schweiz zu vertreiben. Spontan hat er zugesagt, obwohl er keine Vorstellung über Whisky und den Whiskymarkt hatte. Wie das Schicksal so will hatte er kurzfristig noch einen Stand auf eine Whiskymesse in der Schweiz bekommen. Mit einem Kofferraum voller Whisky ist er zu der Whiskymesse gefahren wo ihm die Flaschen aus der Hand gerissen wurde – im nach hinein betrachtet weil er das Lebenswasser viel zu günstig angeboten hatte…
Immer noch hat er ein Whisky Geschäft in der Schweiz, jedoch ist es, seitdem er als Marketing Manager von Hunter Laing ist, nicht mehr seine Haupttätigkeit.
Whisky Passion (WP): Seit wann und warum hat Hunter Laing auch Rum im Sortiment?
Reto Stöckli (RS): Das war eher zufällig. Wir hatten überlegt was wir bei Hunter Laing noch machen könnten. Da viel uns ein, dass wir die Namensrechte für „Kill Devil“ haben. Im 17. und 18. Jahrhundert nannten die Bewohner der Karibikinsel ihre Spirituose „Kill Devil“. Da lag es nahe was mit dem Namen zu machen und Rum im Sortiment aufzunehmen. Zudem gab es immer wieder Nachfragen von Händlern ob wir auch Rum hätten.
WP: Wie wird Hunter Laing da vorgehen?
RS: Auch im Bereich Rum handeln wir wie eine unabhängige Abfüller. Wir kaufen Rumfässer die unsere Qualitätsvorstellungen entsprechen. Die Fässer werden in unsere Warehouses in Schottland gelagert und hier in Flaschen als Einzelfassabfüllung mit 46% abgefüllt.
WP: Es wird neben dem Malt und Blended Whisky sowie eine Abfüllanlage also ein viertes Standbein aufgebaut?
RS: In der tat. Zudem planen wir eine eigene Destille mit dem Namen „Ardnahoe“ auf Islay. Wir warten noch auf die Baugenehmigung (Anm. WP: die Baugenehmigung ist Ende September erteilt.)
WP: In den letzten Jahren werden viele Destillen gebaut bzw. geplant. Warum möchte Hunter Laing eine eigene Destille?
RS: Aus mehreren Gründen. Zum einen sind wir als unabhängige Abfüller nicht unabhängig! Das heißt wir sind darauf hingewiesen, dass wir ausreichend Whisky von den Herstellern erhalten. Auf Grund der große Nachfrage nach Single Malt Whisky füllen etliche Destillen lieber selber ab anstatt die Fässer an unabhängigen Abfüller wie uns zu verkaufen. Zwar haben wir mit vielen Destillen seit vielen, vielen Jahre Verträge über die Lieferung von New Make oder Fässern, aber wir möchten hier eine größere Unabhängigkeit erreichen.
WP: Was hat euch dazu bewegt eine Destille auf Islay zu errichten.
RS: Einerseits hat die Familie Laing familiäre Wurzeln auf Islay. Andererseits sind Whisky’s von Islay sehr nachgefragt. Gesehen an der Gesamtmenge der Whiskyproduktion werden nur 5-6% auf Islay destilliert. Wir sehen hier noch entsprechende Potentiale.
WP: Wie wird der Whisky sein?
RS: Dazu kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts konkretes sagen, aber es wird ein „typischer“ Islay Whisky sein.
WP: In Deutschland wird viel darüber diskutiert ob es demnächst eine Krise geben wird in der Whisky Branche. Wie schätzt Du die Lage ein?
RS: Das ist schwierig zu beantworten. Es wird sicherlich eine Krise geben, aber wodurch diese Ausgelöst wird kann ich nicht sagen. Sie kann durch den Brexit, eine Wirtschaftskrise oder durch den stetigen Preisanstieg ausgelöst werden.
WP: Ein Dauerbrenner ist das Thema NAS. Wie beobachtet Hunter Laing diese Entwicklung?
RS: Wir beobachten, dass das Durchschnittsalter der Abfüllungen seit Jahren stetig sinkt. Die NAS-Entwicklung ist für uns als unabhängige Abfüller gut, denn sie führt zu einer merklich höheren Nachfrage an Einzelfassabfüllungen.
WP: Vielen Dank für das angenehme Gespräch und die herrlichen Kostproben.
RS: Sehr gern!
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